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Sommer Semester (Summer Term) 2025
VORLESUNG
China und der Westen - Ein historischer Überblick
Prof. Dr. Sabine Dabringhaus
Donnerstag, 16-18 Uhr (c.t.)
Raum: KG I, HS 1221.
Die Ursprünge der gegenseitigen Wahrnehmungen, Wissensströme und tatsächlichen Begegnungen zwischen China und dem Westen gehen auf das späte 16. Jahrhundert zurück, als europäische Jesuiten diese Prozesse sowohl in China wie auch in Europa anstießen. Chinas Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu westlichen Staaten erfolgte erst nach seinen Niederlagen in den Opiumkriegen in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Mit den Ungleichen Verträgen dieser Epoche begann aus chinesischer Sicht ein „Jahrhundert der Demütigung“ durch die westlichen Imperialmächte, das erst durch die Gründung der Volksrepublik China 1949 überwunden werden konnte. Die Andersartigkeit der unterschiedlichen Epochen im Verhältnis zwischen China und dem Westen wird bereits aus diesem kurzen Einblick deutlich. Daher stellt sich zunächst die Frage, was überhaupt in den jeweiligen Phasen mit den beiden Grundkategorien „China“ und „Westen“ gemeint ist. Zugleich ist wichtig, dass die Entwicklung nicht linear verlief. China war keineswegs ein unhistorisches, monolithisches Einheitsreich und in Bezug auf den Westen wechselten die Zugehörigkeiten. Hinzu kommt, dass die Beziehungen zwischen China und dem Westen sowie ihre gegenseitigen Wahrnehmungen nicht von einem stetigen und kumulativen Fortschritt im Wissen voneinander und Verständnis füreinander geprägt waren, sich aber auch als eine heillose Abfolge gegenseitiger Missverständnisse beschreiben lassen – wie sie westliche Quellen als pittoreske Episoden beschreiben und damit Klischees vom "unergründlichen" China reproduzieren. Im Rahmen einer Vorlesung können freilich nur einzelne historische Stationen in der Geschichte von Nähe und Distanz, von Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen China und dem Westen beleuchtet werden.
Die Vorlesung schließt mit einer Klausur am 24. Juli 2025..
Zu erbringende Studienleistungen:
- Klausur, Dauer: ca. 90 Minuten (24. Juli 2025.)
- Protokoll: ca. 1-2 Seiten
Literatur:
-
Mungello, David E. 20134. The Great Encounter of China and the West, 1500-1800, Lanham, MD.;
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Osterhammel, Jürgen. 1989. China und die Weltgesellschaft. Vom 18. Jahrhundert bis in unsere Zeit, München;
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Zhu, Weizheng. 1990. Coming out of the Middle Ages: Comparative Reflections on China and the West, Armonk,NY.
PROSEMINAR
Blickwechsel - europäische und chinesische Biographien
Prof. Dr. Sabine Dabringhaus
Dienstag, 09-12 Uhr (c.t.)
Raum: KG IV, ÜR 2.
Wie in der Vorlesung geht es in diesem Proseminar um gegenseitige Wahrnehmungen und Begegnungen zwischen China und dem Westen seit dem 16. Jahrhundert. Anhand von Biographien, Autobiographien, Tagebüchern und anderen Primärquellen aus Europa und China werden verschiedenen Phasen der Annäherung und Distanzierung betrachtet. In welcher Hinsicht erschien China anders als Europa? Was war schwer zu verstehen bei der Gegenseite? Wann war gelungener Kulturkontakt möglich? Solche Fragen lassen sich bei einer Gegenüberstellung von chinesischen Zeitzeugen und europäischen (Gegen-)Stimmen diskutieren. Eine Einführung in die chinesische Geschichte der Neuzeit zu Seminarbeginn ermöglicht den Einstieg in die Thematik auch ohne tiefere Vorkenntnisse. Ebenso werden im Verlauf des Semesters die verschiedenen Arbeitstechniken und methodischen Zugänge der Geschichtswissenschaft vermittelt.
Zu erbringende Prüfungsleistung:
- Das Abgabedatum für die Hausarbeit (10-12 Seiten) ist der 30. September 2025.
- Mündliche Prüfungen (20 Minuten) finden am 29. Juli 2025 statt.
Zu erbringende Studienleistungen:
- Regelmäßige Teilnahme (max. 2 Fehlzeiten)
- Klausur (Dauer ca. 90 Minuten)
- Referat/mündliche Präsentation (Dauer ca. 10 Minuten)
- Zwei Essays (jeweils ca. 3 Seiten)
Literatur:
-
Feng Chen. 2001. Die Entdeckung des Westens. Chinas erste Botschafter in Europa, 1866-1894, Frankfurt a.M.;
-
Osterhammel, Jürgen. 1989. China und die Weltgesellschaft. Vom 18. Jahrhundert bis in unsere Zeit, München.
PROSEMINAR
Das Kreuz und die Kreuzung. Geschichte der christlichen Missionen in China zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert
Royston Lin
Montag,14-17 Uhr (c.t.)
Raum: KG IV, ÜR 2.
Für nahezu zwei Jahrtausende durchquerten gläubige Männer und Frauen die Welt, entschlossen, das christliche Evangelium in ferne Länder zu tragen. China, mit seiner immensen Ausdehnung und Bevölkerung, wurde für viele Missionare zum Ziel der Evangelisierung, die hofften, Seelen für Christus zu gewinnen. Die sich wandelnden historischen Kontexte in China beeinflussten jedoch im Laufe der Zeit sowohl die Strategien als auch das Schicksal der Missionare. Als die Jesuiten erstmals während der Ming-Dynastie (1368–1644) nach China kamen, erkannten sie schnell die Notwendigkeit, sich an die hochorganisierte chinesische Gesellschaft und Kultur anzupassen, um das Überleben ihrer Mission zu sichern. Die unterschiedlichen Methoden der Evangelisierung und das Verständnis des „Reichs der Mitte“ unter den verschiedenen Gruppen von katholischen Missionaren führten schließlich zum berüchtigten Ritenstreit. Diese erfasste nicht nur die Missionare und Christen in China, sondern auch das Papsttum und den chinesischen Kaiserhof. Im 19. Jahrhundert betraten protestantische Missionare die Bühne Chinas. Nach den Opiumkriegen (1839–1842, 1856–1860) kam es zu einem Zustrom von Missionaren aus unterschiedlichen christlichen Kirchen und Organisationen. Anti-christliche (und anti-westliche) Stimmungen nahmen zu, als sich christliche Gemeinschaften im ausgehenden Qing-Reich (1644–1911) rasch ausbreiteten und schließlich in den Boxeraufstand (1899–1901) zu Beginn des 20. Jahrhunderts mündeten. Während der Republikzeit (1912–1949) erlebte das Christentum in China Phasen des Auf- und Abschwungs. Nach der Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949 wurde die Beziehung zwischen den christlichen Gemeinschaften und dem kommunistischen Regime zunehmend komplexer – eine Entwicklung, die bis heute anhält.
Dieses Seminar bietet einen Überblick über die Geschichte des Christentums in China von der Ming-Dynastie bis zur Volksrepublik. Entlang einer weitgehend chronologischen Struktur werden im Verlauf des Semesters ausgewählte Themen zu den christlichen Missionen in China behandelt. Obwohl die Evangelisierung das Hauptziel der Missionare war, fungierten diese auch als de facto Vermittler in den Interaktionen zwischen China und dem Westen. Missionen umfassten nicht nur religiöse Stätten, sondern auch Netzwerke aus Bildungseinrichtungen, Gesundheitspflege und anderen karitativen Organisationen – die zugleich als Treffpunkte für Chinesen und Nicht-Chinesen, Christen und Nicht-Christen dienten. Das christliche Projekt wurde so zu einem Knotenpunkt kultureller, wissenschaftlicher und ideologischer Austauschprozesse. In diesem Sinne wurde die Religion des Kreuzes wahrhaftig zu einer Kreuzung für die Entwicklung der sino-westlichen Beziehungen.
* Eigenständige Arbeitsweise und die Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Texte werden vorausgesetzt. Chinesischkenntnisse sind nicht erforderlich.
Zu erbringende Prüfungsleistung:
- Das Abgabedatum für die Hausarbeit (12-15 Seiten) ist der 29. August 2025.
- Mündliche Prüfungen (20 Minuten) i.d.R. zwischen dem 28. Juli und dem 10. Oktober 2025
Zu erbringende Studienleistungen:
- Regelmäßige Teilnahme (max. 2 Fehlzeiten)
- Klausur, Dauer ca. 90 Minuten
- Referat/mündliche Präsentation, Dauer: ca. 10-15 Minuten,
- Ein Essay, Umfang: ca. 2 Seiten
- Seminardebatte, ca. 75 Minuten.
Literatur:
- Brockey, Liam M.: Journey to the East: The Jesuit Mission to China, 1579–1724, Cambridge, Massachusetts / London 2007.
- Qi, Duan: The Indigenization of Christianity, Bd. 1–3, London / New York 2023.
- Reilly, Thomas H.: Saving the Nation: Chinese Protestant Elites and the Quest to Build a New China, 1922–1952, New York 2021.
HAUPTSEMINAR
Hufschläge - Eine Globalgeschichte des Pferdes
Prof. Dr. Sabine Dabringhaus
Dienstag,14-16 Uhr (c.t.)
Raum: KG IV, ÜR 2.
Im letzten Jahr erschienen zwei Monographien, die den starken Einfluss des Pferdes auf die Geschichte der Menschheit in den Mittelpunkt stellen. Diese These bildet den Ausgangspunkt des Seminars. Zahllose Geschichten unterschiedlichster Art lassen sich erzählen, in denen das Pferd eine Hauptrolle spielte: nicht nur in der realen, materiellen Welt der Agrar-, Kriegs- und Stadtgeschichten, Technikgeschichten, Verkehrsgeschichten oder Energiegeschichten, sondern auch auf der intellektuellen Ebene von Kunst-, Ideen- und Begriffsgeschichten sowie in Wissens- und Symbolgeschichten. Im Seminar wollen wir diesen Spuren ebenso nachgehen, wie den unterschiedlichen Kulturräumen, in denen Pferde die Lebenswelt der Menschen mitgestalteten.
Im Rahmen des Hauptseminars findet eine eintägige Exkursion nach Marbach statt.
Zu erbringende Prüfungsleistung:
- Das Abgabedatum für die Hausarbeit (15 - 20 Seiten) ist der 30. September 2025.
- Mündliche Prüfungen (20 Minuten) finden am 29. Juli 2025 statt.
Zu erbringende Studienleistungen:
- Regelmäßige Teilnahme (max. 2 Fehlzeiten)
- Klausur (Dauer ca. 90 Minuten)
- Referat/mündliche Präsentation (Dauer ca. 10 Minuten)
- Essay (Umfang ca. 3 Seiten)
Literatur:
-
Susanna Forrest, The Age of the Horse. An Equine Journey through Human History, London 2016;
-
Ulrich Raulff, Das letzte Jahrhundert der Pferde. Geschichte einer Trennung, München 2016;
-
William T. Taylor, Hoof Beats. How Horses shaped Human History, Oakland,CA 2024;
-
Timothy C. Winegard, The Horse. A Galloping History of Humanity, New York 2024.
ÜBUNG
Power, Prestige, People. Societal Hierarchy in Late Imperial China
Royston Lin
Mittwoch, 08:30 - 10:00 Uhr
Raum: KG IV, ÜR 2.
An fen shou ji is a Chinese idiom that refers to understanding one’s designated place and staying within one’s bounds. Regarded as a virtue, individuals in traditional Chinese society were expected to adhere to the established Confucian hierarchy of scholars, farmers, artisans, and merchants, ranked in descending order. By maintaining these roles, society was believed to achieve sustainable progress and harmony — at least in theory. History, however, reveals that these boundaries were far from rigid; individuals often moved between professions and social ranks. The socioeconomic changes of the Ming (1368–1644) and Qing (1644–1911) dynasties further challenged the Confucian societal model. Additionally, this idealised social pyramid excluded numerous professions, social groups, and notably, women. The complex dynamics of power and prestige in late imperial China, therefore, extended well beyond the framework of the traditional hierarchy.
This course examines the social classes delineated in the Confucian model alongside the professions and groups excluded from this structure. These themes will serve as starting points for exploring broader historical issues and contexts that shaped the late imperial period.
* The course is conducted in English. Knowledge of Chinese is not required.
Zu erbringende Prüfungsleistung:
- Das Abgabedatum für die Hausarbeit (15 - 20 Seiten) ist der 30. September 2025.
- Mündliche Prüfungen (20 Minuten) finden am 29. Juli 2025 statt.
Zu erbringende Studienleistungen:
- Regelmäßige Teilnahme (max. 2 Fehlzeiten)
- Referat/mündliche Präsentation (ca. 10-15 Minuten)
- Ein Essay (ca. 2 Seiten)
- Sitzungsprotokoll (Umfang, ca. 1-2 Seiten)
Literatur:
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Elman, Benjamin A. Civil Examinations and Meritocracy in Late Imperial China. Cambridge, Massachusetts; London: Harvard University Press, 2013.
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Naquin, Susan, and Rawski, Evelyn, S. Chinese Society in the Eighteenth Century. New Haven; London: Yale University Press, 1987.
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Sommer, Matthew Harvey. Sex, Law, and Society in Late Imperial China. Stanford: Stanford University Press, 2000.